Donnerstag, 6. November 2008

Mein Uganda-Bericht

Hier habe ich mein Interview aus allen eingereichten Fragen zusammengestellt und hoffe, damit euch alle Fragen zu beantworten, ansonsten fragt weiter.


~ Warum wolltest du einen Freiwilligeneinsatz machen? ~
Ich habe mich für diesen Einsatz entschlossen, da ich schon immer gerne etwas mit Kindern gemacht habe. In meinem Beruf, als IT-Projektmanagerin, kommt meine stark ausgeprägte soziale Ader leider zu kurz. Außerdem wollte ich Kinder in ärmeren Verhältnissen glücklich machen.

~ Warum gerade Uganda und nicht ein anderes Land in Afrika? ~
Erstmal hat Afrika mich schon immer fasziniert, daher sollte es auf jeden Fall ein afrikanisches Land werden. Für Uganda habe ich mich entschieden, weil ich dort Patenkinder habe, die ich dann auch besuchen wollte, und durch diese mein Interesse am Land geweckt wurde. Außerdem hat mich ein Land gelockt, welches noch nicht so stark von Touristen erobert wurde.

~ Was war dein Ziel, deine Motivation für deine Reise? ~
Mein Ziel war es Menschen glücklich zu machen und eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln. Die Motivation war, dass ich mir sicher war, die Menschen in Uganda mit einfachen Mitteln glücklich machen zu können.

~ Wie sahen deine Wünsche und Erwartungen vor Reiseantritt aus? ~
Mein größter Wunsch war von den Einheimischen und den Personen im Heim gut aufgenommen zu werden und dass meine Hilfe gut angenommen wird. Ansonsten hatte ich keine großen Erwartungen, da ich außer in Ägypten noch nie in Afrika war und mir nur aus Medien und Hören-Sagen kein Bild machen wollte, daher bin ich ohne wirkliche Erwartungen nach Uganda geflogen. So konnte ich nicht enttäuscht werden, ich musste mich ja eh mit dem abfinden, was ich vorfand, da hätten mir auch Erwartungen nicht geholfen.

~ Wurden diese Vorstellungen erfüllt? ~
Ja, sie wurden erfüllt. Von den Einheimischen, mit denen ich Kontakt hatte, bin ich gut aufgenommen und integriert worden, speziell von der El Shadai Familie, also den Kindern und dem Heimleiter des El Shadai Heims, in dem ich gelebt habe. Meine Hilfe hat auch Früchte getragen, sofern man in der kurzen Zeit von 3,5 Monaten helfen kann. Und ich habe eine Menge Leute glücklich machen können.

~ Und nun erstmal zum Heim, in dem du gelebt hast. Wie viele Kinder leben dort und wie alt sind diese? ~
Im El Shadai Heim, welches von einem Einheimischen, Stephen, gegründet und geleitet wird, leben ca. 35 Kinder. Während meines Aufenthalts war die Jüngste, Gloria, 3 Jahre alt, sie geht zur Vorschule. Der Älteste, Isaac, ist 23 Jahre alt und geht schon zur Universität. Außer Isaac geht noch ein Mädchen zur Universität, der Rest geht zur Schule bzw. Vorschule, ca. 10 der Kinder gehen ins Internat.

~Gibt es in dem Heim auch behinderte Kinder? ~
Wirklich behinderte Kinder gibt es nicht, jedoch hat jedes Kind eine traurige und schlimme Kindheit durchgemacht, einige haben mit Traumate zu kämpfen.

~ Leben in dem Heim nur richtige Waisen oder wo kommen die Kinder her? ~
Zum Teil leben in dem Heim richtige Waisen, die keine Eltern mehr haben, es leben ab4er auch Sozialwaisen im Heim, deren Eltern nicht in der Lage sind, dich um ihre Kinder zu kümmern. Und dann gibt es noch Kinder, die aus anderen Gründen aus ihren Familien geholt worden sind bzw. weggelaufen sind, z.B. sollten einige Mädchen jung an einen älteren Mann verheiratet werden.

~ Wie viele Jugendliche hat jeder Betreuer betreut? ~
Wirkliche Betreuer gibt es aus Geldmangel nicht. Als ich ankam, Anfang Mai 2008, gab es als Betreuer nur den Heimleiter und die Voluntäre. Seit Anfang Juli gibt es noch zwei weitere Angestellte, die eigentlich jedoch für Gemeindeprojekte und das Büro zuständig sind. Eine der beiden Frauen, Jane, lebt mit ihm Heim und fungiert daher auch als Betreuerin, wenn sie im Heim ist.

~ Sind die Leute dort (Mitarbeiter und Kinder) direkt auf dich zugekommen oder hat es etwas gedauert? ~
Ich bin schon herzlich am Flughafen empfangen worden, wenn ich auch wegen Stau in der Hauptstadt Kampala, fast 1,5 Stunden am Flughafen gewartet habe. Einige Kinder haben mich bei meiner Ankunft im Heim, gegen 0:40 Uhr, mit offenen Armen empfangen. Auch an meinem ersten Tag kamen fast alle Kinder und der Heimleiter noch mal auf mich zu. Es gab natürlich auch ein paar schüchterne Kinder, die erst mit mir warm werden mussten.

~ Wie war es mit der Verständigung, hast du mit allen Englisch gesprochen oder hast du vielleicht ein paar „Brocken“ einer anderen Sprache gelernt? ~
Grundsätzlich ist in Uganda Amtssprache Englisch, da Uganda zur britischen Kolonie gehörte. Obwohl Englisch Amtssprache ist, sprechen nicht alle Einheimischen Englisch. In Uganda sind viele Stämme vereinigt worden und dementsprechend viele Sprachen werden gesprochen. Jedoch sind diese Sprachen so verschieden, das einer aus dem Norden jemanden aus dem Süden oder Osten nicht verstehen muss.
Die Kinder im El Shadai Heim konnten alle Englisch, da sie schon über 2 Jahre Voluntäre haben. Untereinander sprechen sie trotzdem ihr Sprachen, Lusoga und Luganda. Da ich selbst leider kein Sprachtalent bin, konnte ich mir nur eine handvoll Wörter in Lusoga merken.

~ Da wir es gerade von der Sprache haben, erzähl doch mal etwas mehr über Uganda an sich. ~
Uganda liegt in Ostafrika und grenzt im Norden an Sudan, im Osten an Kenia, im Süden an Tansania, im Südwesten an Ruanda und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Die Grenzen zu Kenia und Tansania verlaufen teilweise durch den Viktoriasee.
Eine große Zeitverschiebung zu Deutschland gibt es nicht. Während ich in Uganda war und es hier Sommerzeit war, was es in Uganda nicht gibt, hatten wir 1 Stunde Zeitunterschied, wenn es hier 18 Uhr war, dann war es in Uganda schon 19 Uhr. Während unserer Winterzeit liegt eine Zeitverschiebung von 2 Stunden vor.
Das Klima in Uganda ist verschieden, in der Region, in der ich war, hatten wir während meines Aufenthalts zwischen 25-35 °C, im Januar / Februar soll es bis 40 °C warm werden, nachts kann es auch mal auf 15 °C abkühlen.
Uganda hat ca. 31 Mio. Einwohner, die sich auf ca. 240.000 qm aufteilen. Die Regierungsform ist derzeit Präsidialrepublik mit dem Präsident Museveni.
Exportgüter sind Kaffee, Bananen, Kakao, Gold, Tee, Fisch und Tabak.
Uganda ist von Seen, dem Weißen Nil, Urwäldern und Savannen geprägt. Im Süden des Landes verläuft der Äquator.

~ In Afrika ist es ja ziemlich warm, Uganda liegt nahe am Äquator also ist das Klima ja ein völlig anderes wie hier, wie hast du dich daran gewöhnt? War das kein Problem oder belastet das? ~
Natürlich musste ich mich umstellen und war deshalb an den ersten Tagen mehr müde als sonst. Als ich ankam war es etwa 30-35 °C warm. Ab Juni gab es immer mal wieder starke Platzregen. Ab Juli waren die Temperaturen zwischen 25-32 °C, nachts und morgens war es recht frisch. Ich habe mich jedoch recht gut an das Klima gewöhnt.

~Was hast du als größten Unterschied zu Deutschland empfunden? ~
Das ist schwer zu sagen, da die beiden Länder eigentlich nicht vergleichbar sind.
Es gibt eine unbeschreibliche Armut und trotzdem beklagen sich die Menschen so gut wie nie, sie wirken sogar zum großen Teil zufrieden. Dies empfinde ich als großen Unterschied zu Deutschland, da sich hier ständig beschwert wird.
Dann wäre da noch das Zeitempfinden, in Uganda kann man eigentlich alles gemächlich angehen. Die meisten Menschen haben keine Uhren und wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, kann man sich eh nicht wirklich an Zeiten halten, außer man plant sehr viel Zeit ein. Ein Bus fährt z.B. erst los, wenn er voll ist, also mindestens alle Plätze belegt sind, solang muss man halt warten.

~ Ich glaube, die Bevölkerung besteht aus vielen verschiedenen ethnischen Gruppen, hast du davon viel mitbekommen? Gab es für dich als Außenstehende merkliche Unterschiede, oder fügten sich alle wie bei uns z.B. Bundesländer zu einem Land zusammen? ~
Im Heim selber lebten Kinder aus ganz verschiedenen Stämmen, die jedoch inzwischen gut zusammen leben, was auf die gute Arbeit des Heimleiters zurückzuführen ist. Die größten Unterschiede, die ich bemerkt habe, waren auf der sprachlichen Ebene. Ich bin mir jedoch sicher, dass es noch mehr Unterschiede gibt, als mir aufgefallen ist. Es ist alleine schon durch die sprachliche Hürde nicht wie in Deutschland, dass es sich alles zu einem Land zusammenfügt.

~ Wie siehst du die Zukunft dieses Landes? ~
Es ist wirklich pauschal nicht zu sagen, wie Ugandas Zukunft aussieht. Es gibt leider zu viele Unsicherheiten, wie die Rebellen im Norden Ugandas und Flüchtlinge aus Nachbarländern.
Ich hoffe natürlich sehr, dass es den Menschen in Uganda in Zukunft besser geht.

~ Wie ist die Kultur dort? Was würdest du sagen, ist typisch für die Menschen in Uganda? ~
Auch hier kann ich nur von den Regionen sprechen, die ich miterleben durfte. Zur Kultur gehört bestimmt die „afrikanische Zeit“, welche recht dehnbar ist. Entweder man passt sich an und kommt auch später oder man nimmt sich etwas zur Überbrückung der Wartezeit mit, z.B. ein Buch. Die Mädchen und auch Frauen knien vor Respektpersonen, dies gehört bei ihnen zum guten Umgang, wie bei uns das Grüßen.
Dann sind mir noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:
- Hochziehen der Augenbrauen heißt „Ja“
- Gähnen heißt „Ich habe Hunger.“.
- Den Bauch halten heißt „Ich fühle mich krank.“.

~ Wie waren die Menschen? ~
Die meisten Menschen waren sehr freundlich. Natürlich gibt es auch Leute, die indirekt nach Geld fragen. Dann gibt es noch Männer, die gerne eine Mzungu-Frau hätten, Hellhäutige werden Mzungu genannt. Sie fragen nach Handynummern und wann man sich wieder treffen kann, dann möchten sie noch wissen, ob man verheiratet ist, denn nur einen Freund zu haben zählt dort nicht.
Kinder am Straßenrand oder in Dörfern rufen einem oft „Mzungu“, „Bye bye Mzungu“ (Tschüß Mzungu) oder „Mzungu how are you?“ (Mzungu wie geht es dir?) hinterher, da sie hellhäutige nicht so oft zu Gesicht bekommen. Irgendwie vermisse ich die Mzungu-Rufe etwas.

Wie waren die Lebensumstände im Ort, in dem du gelebt hast? ~
Bis auf ein paar wenige Ausnahmen leben die meisten Familien / Menschen in 1-2 Zimmer Behausungen, gekocht wird zum größten Teil vor den Häusern. Müll sieht man leider überall, da es kein Müllsystem gibt wie bei uns. Im Heim wird der Müll in zwei große Erdlöcher geworfen und ab und an angezündet. Die Straßen an sich im Ort haben sehr viele Schlaglöcher und während und nach dem regen sind sie extrem matschig.
In Bugembe gibt es etliche kleine Lädchen (Tante Emma Läden), Schneider, Schuster, Friseure, Kopiershops, usw., einen Markt, einen kleinen Supermarkt und sogar ein kleines Internetcafé.

~ Wie hast du dich auf die Lebensumstände eingestellt? ~
Ich bin ohne Erwartungen nach Uganda gekommen und habe mich mit den Lebensumständen, auf die ich mich einstellen musste, abgefunden. Somit habe ich dort ein zufriedenes Leben geführt, um einiges ausgeglichener als hier in Deutschland.

~ Wie kommt man mit wenig Wasser aus, wenn man gewohnt ist, sich permanent zu waschen und zu duschen? ~
Eigentlich hatten wir genügend Wasser im Heim, jedoch waren wir durch den geringen Wasserdruck eingeschränkt, es hat z.B. eine Weile gedauert, bis das Haar nass war und das Shampoo danach wieder runtergespült. Natürlich gab es auch mal kein Wasser, da das Pumpsystem der Region kaputt war. Dann hat man sich halt mal nicht waschen können, da das wenige Wasser zum Kochen ausreichen musste.
Ganz ohne Wasser zu sein, war ja ein Ausnahmezustand im Heim mit dem man sich einfach abfinden musste, auch wenn es nicht das angenehmste war. Dieser Zustand trat zum Glück während meines Aufenthalts nur einmal für 1,5 Tage auf.
Mit dem geringen Wasserdruck habe ich mich arrangiert. Die Toilettenspülung wurde nur benutzt, wenn man mal „groß“ musste.

~ Wie sind die sanitären Einrichtungen? ~
Für den Heimleiter, Angestellte und Voluntäre stand ein Bad zur Verfügung. Wir hatten eine richtige Toilette und ein Badezimmer, in dem es ein kleines Waschbecken, einen separaten Wasserhahn und einen Duschkopf gibt.
Für die Kinder gibt es zwei französische Toiletten (Plumpsklos) und ein Duschabteil, beides draußen, die Toiletten überdacht. Zum Duschen füllen sich die Kinder Eimer mit Wasser und waschen sich dann entweder im Duschabteil oder die Kleineren waschen sich auf der Wiese.

~ Wie ist das Essen? ~
Die Voluntäre zahlen extra etwas fürs Essen, damit man eine bessere Kost als die der Kinder erhält, da davon ausgegangen wird, dass wir mit der Kost der Kinder nicht lang durchhalten würden, da wir anderes gewohnt sind.
Die Kinder bekommen zum Frühstück Porridge, eine Art Haferschleim. Mittags und abends essen sie Posho, ein Maisbrei, mit roten Bohnen.
Die Voluntäre essen zusammen mit dem Heimleiter. Unser Frühstück reichte von Weißbrot, über Chapati (Fladenbrot), Keksen, Obst, Omelette, gerösteten Erdnüssen bis hin zu Mandazi (Süßgebäck). Mittags und abends aßen wir zusätzlich zu Posho und Bohnen auch Reis, Matoke (Kochbananen), Kartoffeln, gebratene Nudeln, selten gab es auch mal Huhn, Fisch oder Rindfleisch. Als zusätzliche Mahlzeit gab es noch die Teezeit, hier gab es Tee und zum Essen Kleinigkeiten, ähnlich wie beim Frühstück.
Die Essenszeiten der Voluntäre:
Zwischen 9-11 Uhr – Frühstück
Zwischen 13-16 Uhr – Mittagessen
Zwischen 18-20 Uhr – Tee
Zwischen 21-23 Uhr – Abendessen
Die Voluntäre, der Heimleiter und die älteren Kinder (die schon zur Uni gehen) essen entweder draußen am Tisch auf der Terrasse oder im Wohnzimmer auf den Sofas bzw. Sesseln.
Die Kinder essen entweder auf Sitzmöglichkeiten, wie Stühle, Hocker, Sesseln in der Garage (Vor- und Leseraum) oder draußen bzw. im Wohnzimmer, wenn wir da nicht gerade am Essen waren. Finden die Kinder keine Sitzgelegenheiten, so setzen sie sich auch auf den Boden auf der Terrasse.

~ Und wahrscheinlich sind die Kinder abgehärteter als bei uns, richtig? ~
Ja sie sind abgehärteter, da sie in sehr unhygienischen Bedingungen aufgewachsen sind und somit stärkere Abwehrkräfte haben als Kinder bei uns. Aber leider bewahrt sie dies nicht vor Krankheiten.
Wenn die Kinder unsauberes Wasser trinken, und das Wasser im Heim, welches aus dem Hahn kommt, ist unsauber, bekommen sie auch mal Typhus. Leider lässt sich dieses Problem derzeit nicht vermeiden, da es keine kostengünstige Möglichkeit gibt, alle Kinder dort mit sauberem Wasser zu versorgen, denn zum Abkochen dieser Wassermengen ist die Kohle zu teuer.
Auch bekommen sie an und zu Malaria, weil sie natürlich auch Moskitostiche abbekommen, was sie jedoch gerne bestreiten. Für die Nacht haben wir ihnen Moskitonetze gekauft, die aber nicht immer ordnungsgemäß verwendet werden.

~ Wie kommt denn der verwöhnte Westeuropäer klar? ~
Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Ich habe mich schnell an das Essen gewöhnt und esse inzwischen auch Posho und Bohnen gern. Das Wasser habe ich nur gefiltert oder aus dem Supermarkt gekauft getrunken.
Außerdem achtet man mehr auf Hygiene, wie z.B. häufiges Händewaschen.
Gegen die Moskitos habe ich Insektenspray in der Dämmerung aufgetragen, was bei mir aber nur bedingt geholfen hat, und ich habe das Netz um mein Bett immer geschlossen gehalten, zusätzlich habe ich noch Malariaprophylaxe eingenommen.

~ Gab es Moment in denen du gerne abgebrochen und früher nach Hause gekommen wärst oder in denen du dich nicht sicher gefühlt hast?
Wirklich abbrechen wollt eich in keinem Moment, auch wenn es mal schwierigere Zeiten gab, aber daran ist man letztendlich gewachsen und in jeder Familie gibt es auch mal Reibereien, so wie in unserer großen El Shadai Familie inklusive Voluntäre auch.
Und bis auf ein / zwei Zwischenfälle habe ich mich immer sicher gefühlt.
Es gab einen Moment, in dem Heidi (eine der beiden Mit-Voluntärinnen aus den USA) auf dem Markt von Jinja (der nächst größeren Stadt) belästigt wurde. Dort sind wir bei der nächst besten Gelegenheit auf Bodabodas (Motorrad-Taxi) geflüchtet.

~ Wie sah dein Arbeitsalltag aus? ~
Meistens bin ich gegen 7 Uhr aufgestanden und habe erstmal geduscht. Ansonsten glich selten ein Tag dem anderen.

Dies habe ich mit den Kindern gemacht:
- Gespielt
- Gemalt
- Bei Schularbeiten geholfen
- Kranke Kinder gepflegt
- Mit den Kindern Ärzte besucht

Büroarbeiten:
- Abtippen von Unterlagen
- Schreiben von Newslettern für ehemalige und zukünftige Voluntäre
- Erstellen der Finanzübersicht
- Treffen mit dem Heimleiter

Frauengruppen geleitet:
Den drei Frauengruppen haben wir Folgendes vermittelt
- Gesundheitsthemen (wie Kindesentwicklung, Aids)
- Geschäftsthemen ( wie Buchhaltung, Sparen)
- Lebensfähigkeiten (wie Zielsetzung, Selbstbewusstsein)

Dann hatten wir noch 2 Englischkurse für Frauen, einen für Fortgeschrittene und einen für Anfänger.

~ Was hast du in deiner Freizeit gemacht? ~
In meiner Freizeit habe ich gelesen oder auch mit den Kindern gespielt, was ich nicht wirklich als Arbeitszeit empfand. Manchmal habe ich versucht meine Kleidung zu waschen, wobei ich meistens von Kindern abgelöst wurde, da die Handwäsche mit der vorhandenen Seife nichts für meine Hände war oder ich habe in der Küche beim Abwasch geholfen.

Dann habe ich Zeit mit den anderen Voluntären verbracht oder auch mit Freunden aus Jinja. Jinja liegt etwa 8 km von Bugembe entfernt und ist gut mit dem Bus zu erreichen.
In Jinja konnte ich einiges machen:
- Ins Internetcafé gehen
- Sich in ein Café setzen
- Durch den Markt oder die Touristenläden bummeln
- Freunde bei einem Radiosender besuchen
- Zur Post gehen
- Geld bei einer der Banken holen

Dann sind wir ca. einmal die Woche in ein Heim für Kleinkinder (0-6 Jahre) gegangen und haben mit den Kleinen gespielt. Das Heim nennt sich „Welcome Home“ und die Kidner und Babys sind dort wirklich gut aufgehoben und haben super nette Betreuerinnen. Wir haben dort mit den Babys gekuschelt oder sie herumgetragen. Mit den Kleinkindern konnte man draußen rumtollen.

Dann waren wir drei Voluntäre des El Shadai Heims, Rayechel, Heidi (beide aus USA) und ich Anfang Juli das erste Mal zum Rafting (Wildwasserfahrt in einem großen und robusten Schlauchboot) gewesen an Rayechels Geburtstag. Es hat einen riesigen Spaß gemacht, wenn wir auch eine Schrecksekunde hatten als wir gekentert sind. Jedoch waren wir am Ende des Tages von unserem Bootsführer Paulo überzeugt. Danach waren wir regelmäßig, ca. einmal pro Woche, in der Herberge „Backpackers“ der Rafting-Veranstalter. Hier konnten wir uns eine Pause von den Kindern und eine heisse Dusche gönnen. Dort haben wir auch noch Joe kennengelernt, der mir ein sehr guter Freund geworden ist – Joe ich vermisse dich.
Ende Juli waren wir dann für 4 Tage auf Safari im Murchison Falls Nationalpark, was einfach nur fantastisch war und ich nur jedem empfehlen kann. Wir haben etliche Tiere gesehen, Elefanten, Giraffen, Wasserbüffel, Antilopen, einen Löwen und einen Leopard, Krokodile, Nilpferde, Paviane und vieles mehr.
Dann waren wir an meinem Geburtstag (ein paar Tage nach der Safari) noch mal mit Paulo als Führer beim Rafting. Wir hatten einen fantastischen Tag auf dem Nil und ich hatte eine geniale Geburtstagsparty. Danke Joe für das Abholen meines Kuchens und die Kerzen!! Und danke Paulo, dass du den ganzen Abend auf mich aufgepasst hast!!

~ Wie war der Tagesablauf der Kinder? ~
Ich wähle dazu mal einen typischen Schultag.
Die Kinder stehen dazu zwischen 5-6 Uhr auf, wie der erste wach wird oder ich sie wecke, wenn ich früher aufwache. Dann wird erstmal der Boden geputzt, da der Staub ganz schön penetrant ist. Gegen 7 Uhr fängt die Schule an und einige haben einen längeren Schulweg, in den Schulen bekommen sie auch Frühstück (zumindest meistens).
Die Jüngsten kommen gegen 13 Uhr zurück, erhalten dann möglichst bald Mittagessen und sollten dann einen Mittagsschlaf halten, wozu ich sie gezwungen habe, wenn ich zuhause war.
Die anderen Kinder kommen zwischen 16-18 Uhr zurück (Mittagessen gab es an der Schule), dann sollten die Schuluniformen wenn nötig gewaschen werden. Im Anschluss waschen sich alle, möglichst noch bevor es gegen 19 Uhr dunkel wird. Danach begibt sich der Kochdienst ans Kochen und der Rest sollte Schularbeiten erledigen oder die Zeit zum Lesen nutzen. Danach sind die Abendgebete angesagt, es wird getanzt und gesungen und im Anschluss beten alle vor sich hinmurmelnd. Zwischen 21-23 Uhr gibt es dann endlich Abendessen und danach ist auch schon Zeit zum Schlafen.

~ Hattest du während deinem Aufenthalt mal Zweifel, ob du auch wirklich das Richtige tust oder bist du die ganze Zeit sicher gewesen, das Richtige zu tun? ~
Ich hatte nur ganz selten Zweifel, dann aber bei einzelnen schwierigen Kindern.
Ansonsten war ich mir sicher, mein Bestes zu geben und damit auch das Richtige zu tun, daran habe ich seltenst gezweifelt.

~ Was hat dir gefallen, was weniger zugesagt? ~
Gefallen hat mir der tiefe Einblick in das Leben der Kinder und die Lebenseinstellung der Einheimischen. Die zum Teil bedrückende Armut und der Umgang einiger Leute mit den Straßenkindern haben mri überhaupt nicht zugesagt.

~ Welches war der bewegenste Moment? ~
Das war eindeutig mein „Funday“ (Spaßtag), welcher gleichbedeutend mit dem Abschiedsfest ist.
Es wurden viele Spiele gespielt und einstudierte Stücke vorgeführt. Es gab auch viel zu Essen für alle, was ich bezahlt habe. Meine Mutter hatte sogar Huhn spendiert.
Dann wurden noch etliche Reden gehalten, die mich sehr berührt haben, da mir auch gesagt wurde, wie sehr ich vermisst werden würde und was ich ihn bedeute bzw. in ihrem Leben verändert habe. Von den kleinen und großen Kindern haben je ein Junge und ein Mädchen gesprochen, dann war noch Isaac, der Älteste der Kinder, eine Angestellt, Heidi (Mit-Voluntärin), Hilary (eine gute Freundin), der Heimleiter und am Ende ich an der Reihe. Ich hatte den ganzen Abend einen Kloß im Hals und ein bedrückendes Gefühl im Bauch. (Welches ich gerade beim Schreiben wieder empfinde.)

~ Wieso hast du wegen dem Essen hier (in Deutschland) Probleme? Es gab sogar Pizza, worüber ich michg ewundert habe, stimmt das? ~
Ich hatte hier die ersten drei Tage Probleme mit dem Essen. Wahrscheinlich resultiert dies daraus, dass mein Körper nicht mehr an Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und ähnliches gewöhnt war, denn in Uganda wurde alles frisch zubereitet.
Ja, in Uganda haben wir auch Pizza gegessen, ab und an auch einen frisch zubereiteten Burger. Dies gab es natürlich nicht im Heim, sondern dafür fuhren wir nach Jinja und aßen im Backpackers oder in einem Restaurant um die Ecke des Backpackers.

~ Fällt es dir schwer wieder in Deutschland zu sein und wieder arbeiten zu gehen, eben wieder einen ganz anderen Alltag zu führen? ~
Ja, mir fällt es schwer wieder hier zu sein, obwohl ich hier Familie, meinen Freund und Freunde habe. Es hat sich zawar schon wieder mit meiner Sehnsucht gebessert, aber ich vermisse jeden Tag „meine zweite Familie“, nämlich die El Shadai Familie, die mir so ans Herz gewachsen ist, und auch alle meine neuen Freunde in Uganda und auch Heidi.
Sich hier wieder ans Arbeiten zu gewöhnen war schwer. Ich hatte sogar nach ein paar Wochen arbeiten am PC, Probleme mit meinem Nacken und daraus resultierende Kopfschmerzen, daraufhin war ich zwischenzeitlich 1,5 Wochen krank geschrieben.

~ Wärst du gerne länger geblieben und / oder möchtest du wieder einmal hinreisen? ~
Ja und ja!!!!!
Der Abschied war wahnsinnig schwer, die Kinder hatten mir sogar angedroht, mich ans Bett zu fesslen oder mich einzusperren. Mir wurden auch sehr rührende Abschiedsbriefe geschrieben, George (13 Jahre alt) hat sich in dem Brief dafür bedankt, dass ich ihm Geld für eine Glühbirne gegeben habe. Ich wäre liebend gerne länger geblieben, wusste aber auch,d ass ich von meinem Freund und meiner Familie sehnsüchtig erwartet wurde.
Ich werde auf alle Fälle wieder nach Uganda reisen und da bleibt es bestimmt nicht bei einem Mal. Mit meinem Freund habe ich geplant, nächstes Jahr (2009) für ca. 3 Wochen Urlaub in Uganda zu machen.
Und für mich könnte ich mir sogar ein Leben in Uganda vorstellen.

~ Und nun zur Zukunft des El shadai Heims. Wurde mit dem Bau des Hauses auf dem neuen Grundstück schon begonnen? ~
Leider musste der Baustart verschoben werden, da durch die Hochzeit des Heimlieters (Anfang September 08) keine Zeit für den Hausbau blieb. Der Baustart ist nun für Anfang 2009 geplant, der Bau wird dann von einheimischen Arbeitern vorgenommen. Leider kann ich nichts zum Aussehen oder den Ausstattungen des Hauses sagen.
Auf dem Grundstück steht schon eine Vorschule, die auch bestehen bleibt. Ich habe an meinem letzten Tag auch noch einen Mangobaum auf dem neuen Grundstück gepflanzt und hoffe, dass dieser in einigen Jahren Früchte trägt und immer an mich erinnern wird.
Und leider gibt es von der Regierung keinerlei Unterstützung.


Ich hoffe, ich habe nun alle Fragen beantwortet, ansonstne fragt mich einfach weiter. Und Gratulation an alle, die bis zum Ende durchgehalten haben, aber 3,5 Monate sind einfach nicht in 2 Seiten zu beschreiben und nun sind es halt über 7 Seiten geworden.

Es war wirklich eine Zeit, die ich nicht mehr missen möchte und die mein Leben unheimlich bereichert hat. Passend dazu gibt es ein Lied der Wise Guys „Wir hatten eine gute Zeit“, dieses beschreibt meine Gefühle exakt , die ich um meinen Abschied hatte. Hier mal der Refrain:
„Das war vielleicht die beste Zeit,
die Zeit meines Lebens,
doch jetzt ist es für mich so weit.
Wir hatten eine gute Zeit.“

Ganz liebe Grüße
Meike

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